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Die königliche Domänen Direktion in Stuttgart hat im Jahr 1869 den Verkauf des 1738 erbauten Remtamtsgebäudes an die Gemeinde Oberrot angestrebt, sie hatte über die ehemaligen Besitztümer der Limpurg-Erben in Oberrot die Rechte.1 Adlige haben nie im Rentamtsgebäude gewohnt.

Damaliger Oberroter Schultheiß war der 1865 gewählte Karl Maximilian Weller, dessen Vater Georg Albrecht Weller, der erste gewählte Stabsschultheiß von 1811 bis 1830 in Oberrot war. Sein Amtszimmer hatte er in seinem Haus, erbaut 1550 (Altes Amtshaus), ehemaliger Freier Adelssitz, das seit 1784 in seinen Besitz kam.2

RentamtsgebäudeKarl Maximilians Bruder Ferdinand bewirtschaftete den 151 Morgen großen Gutshof. Vor dem Aufstieg des Karl Maximilians ging eine Familientragödie mit Kindstod voraus.3 Er heiratete die Lammwirtstochter Regine Magdalene Schließmann und eine Androhung der Hauspfändung gegenüber seinem Bruder Ferdinand folgte, um an Geld zu kommen.4 Nachdem er 1865 Schultheiß war, ließ er den halben Gutshof auf seinen 15-jährigen Sohn Albrecht Ferdinand Karl überschreiben, da sein Bruder Ferdinand keinen "Stammhalter", sondern nur zwei Töchter hatte.5 Dies brachte den Grundbesitz. Albrecht Ferdinand Karl wurde Nachfolger seines Vaters als Schultheiß von 1889 bis 1904, und auch sein Sohn Albrecht Friedrich Karl ist ab 1922 Schultheiß, ab 1930 umbenannt, Bürgermeister bis 1945 in Oberrot gewesen.6

1925 wurde der ehemalige Freie Adelssitz als "Fruchtkasten des Ortsadels" in die Liste der Kulturdenkmale beim damaligen Landesdenkmalamt aufgenommen.7

Der Verkauf des Rentamtsgebäudes:
Am 19. Februar 1869 gab die Gemeinde Oberrot ein Angebot von 4000 Gulden ab, von der Königlichen Domänen Direktion in Stuttgart waren 5000 Gulden veranschlagt. Schultheiß Wellers Angebot war am 1. März 4500 Gulden. Als er auf sein Angebot keine Antwort bekam, schrieb er am 8. April 1869 an das Kameralamt Gaildorf, der Zwischenbehörde zu Stuttgart, und erhöhte sein Angebot auf 5000 Gulden, wenn ihm der Zuschlag sogleich erteilt wird, da sein Haus baufällig, und für eine große Familie zu klein sei.8a
Nach längerer Gemeinderatsberatung am 28. April 1869 hat die Gemeinde Oberrot ihr Angebot zurückgezogen, so dass die Königliche Domänen Direktion zusammen mit 3/8 Morgen 7,1 Ruten Garten das Rentamtsgebäude um 5000 Gulden an Schultheiß Karl Maximilian Weller verkauft hat. Die Ratenzahlungen wurden auf 1869, 70, 71 und 1872 festgelegt.8b Jetzt war der Höhepunkt Wellers erreicht!

Der mit der Gemeinde abgeschlossene Mietvertrag für die bisher genutzten Räumlichkeiten wurde gekündigt.8c Bei dieser Gelegenheit wurden 6/8 Morgen 46,2 Ruten Garten, den die Straße trennte, an Jacob Hampele um 1000 Gulden verkauft, heute Haus und Garten Fritz Stengelin.8d

Einzelnachweise:
1 Landesarchiv, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg F 48, Bü 49 (Akten über den Verkauf des Rentamtsgebäudes)
2 Jahrbuch 2006 der Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte S. 445-451
3 Landeskirchliches Archiv Stuttgart-Möhringen, Geburtsregister
4 Brief vom 20. Juli 1853
5 Staatliches Vermessungsamt Schwäbisch Hall Auszüge aus dem Jahr 1831 und Grundbuchauszüge mit Vermerken 1865
6 Texte und Fotos im Heimatbuch "1200 Jahre Oberrot"
7 Liste der Kulturdenkmale 8.10.1925
8 Landesarchiv, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg F 48, bü 49 (Akten über den Verkauf des Rentamtsgebäudes)